10 Effekte, die den Waldspaziergang zum Gesundheitsbooster machen

Ein Waldspaziergang ist ein rundum Gesundheitstreatment für Körper, Geist und Seele. Warum Waldspaziergänge gesund sind und wie du sie genießen kannst
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Ein glückliches Pärchen spaziert durch den Wald durch Laub ©Ben Pipe Photography

Waldspaziergänge sind Erholung pur. Und noch viel mehr: Viele Studien belegen die positiven gesundheitlichen Auswirkungen eines Tages im Wald. Wir haben 10 Hard- and Soft-Facts über den Wald gesammelt, nach denen du garantiert losspazieren willst.

Wie gesund sind Waldspaziergänge?

Viel gesünder, als du vermutlich dachtest. Forscher der Universität Chicago untersuchten die gesundheitlichen Auswirkungen von Bäumen auf Menschen. Auf eine Wohnfläche von 8000 qm pflanzten sie 10 zusätzliche Bäume. Die auf dieser Fläche wohnenden Menschen zeigten nach gewisser Zeit die Gesundheitsdaten von im Schnitt 7 Jahre jüngeren Menschen.[1]

Wenn schon so wenig Bäume einen derartig positiven Effekt haben, wie sieht es dann bei einem ganzen Wald aus? Mit einem Spaziergang im Wald gönnst du dir eine Rundum-Regenerationseinheit mit dem extra Gesundheitsboost.

Mann steht im Wald und sein Hund sitzt neben ihm
©Brigitte Blättler

Bewusste Bewegung im Wald aktiviert den Parasympathikus. Das ist der Teil des vegetativen Nervensystems, der unter anderen Herzschlag, Atmung und Verdauung reguliert. Er bringt den Stoffwechsel in Schwung und stellt das ganze System auf Regeneration ein. Etwas, das in den vielen Reizen der (Groß-) Stadt oft zu kurz kommt.

Bei den Japanern ist das “Waldbaden” deswegen fester Bestandteil von Therapiekonzepten sowohl psychischer Leiden als auch von Herz-Kreislauf- und Atemwegsbeschwerden.

Ein Waldspaziergang bringt dich physisch und psychisch in den Erholungsmodus und aktiviert dein Immunsystem. Du kommst ruhiger und stärker aus dem Wald, als du hineingegangen bist. Also vergiss Erinnerungen an nervige Sonntagsausflüge mit der Familie und entdecke den Wald für dich.

10 Gründe, warum Waldspaziergänge gesund sind

Sicher gibt es viel mehr als 10 Gründe für einen Waldspaziergang. Ein achtsamer Spaziergang im Wald ist immer ein magisches und individuelles Erlebnis. Dafür braucht es gar kein Warum. Trotzdem ist die positive Wirkung des Waldes enorm. Die folgen 10 Gesundheitsaspekte von Waldspaziergängen finden wir besonders interessant.

#1 Waldluft ist gesund

Klar, hat Oma auch schon gesagt. Damit hatte sie recht. Waldluft ist Balsam für die Atemwege. Warum Waldluft gesund ist, liegt auf der Hand: Je weiter du in den Wald gehst und von der Stadt entfernt ist, desto sauberer die Luft.  Die Feinstaubbelastung ist geringer, der Sauerstoffanteil höher.[2]

Das macht sich direkt bemerkbar: Die bessere Luft im Wald verbessert die Elastizität der Blutgefäße und die Lungenkapazität. Zudem sinken der Blutdruck und die Herzfrequenz.[3]

# 2 Ein Waldspaziergang stärkt das Immunsystem

Bewegung an der frischen Luft ist immer eine gute Maßnahme, um das Immunsystem zu stärken. Für Waldspaziergänge gilt das doppelt: Die gleichen Forscher, die die Bäume gepflanzt haben, haben weiter geforscht und festgestellt, dass Waldluft die Anzahl der aktiven Immunzelle messbar erhöhen kann.[4]

Frau macht Yoga im Wald
©Westend61

Das liegt an den Terpenen, einem Stoff, den Pflanzen abgeben, um sich vor Schädlingen zu schützen. Die Forscher teilten ihre Probanden in zwei Gruppen ein. Während die eine Gruppe in Hotelzimmern mit Terpen-angereichter Luft schlief, schlief die Kontrollgruppe bei normaler Atemluft. Am nächsten Tag waren die Zahl der aktiven Immunzellen bei den Menschen aus den Zimmern mit der angereichten Luft messbar erhöht.

Die Forscher stellen daraufhin die These auf, dass zwei volle Tage Waldluft  monatlich eine positive Wirkung auf das Immunsystem haben. Im Sommer ist die Konzentration der Terpene übrigens am höchsten.

#3 Im Wald spazieren bringt den Stoffwechseln in Schwung

Zugegeben, das trifft auf jede Form der Bewegung zu. Der höhere Sauerstoffanteil der Waldluft gibt deinem Stoffwechsel allerdings einen kleinen extra Boost. Im Wald spazieren gehen verbrennt außerdem mehr Kalorien als du denkst.

Wissenschaftler der Kölner Sporthochschule fanden heraus, dass bei Distanzen unter 5 Kilometern ein Spaziergang genauso effektiv ist wie joggen – ganz einfach, weil du ca. doppelt so viele Schritte machst. Pass aber auf, dass dein Spaziergang nicht zur Sportsession wird, sonst bleibt der Erholungseffekt deines Waldspaziergangs auf der Strecke.

Wenn du mit dem Joggen anfangen willst, plane dafür eine extra Einheit ein. In unserem Artikel Joggen im Überblick findest du alles, was du dafür wissen musst.

#4 Beim Waldspaziergang herrscht Ruhe

Zumindest fast. Vögel können nämlich ganz schön laut singen und auch Wind in den Baumkronen ist nicht immer leise. Dennoch kommen diese Geräusche mit einer deutlich geringeren Dezibel-Zahl daher, als der klassische Stadtlärm. Und entspannender als Sirenen, Hupen, Motoren und die Musik des Nachbarn sind sie auch.

Klingt gut, aber du kannst dir wirklich keine Zeit für einen Waldspaziergang nehmen? Dann kannst du mit autogenem Training etwas mehr Ruhe im Kopf schaffen.Autogenes Training lernen

#5 Waldspaziergang bedeutet Pause für die Augen

Eine Pause, die sie redlich verdient haben. Wie viel Zeit verbringst du tagtäglich mit Blick auf Rechner, Tablet, Smartphone oder E-Book-Reader? Und wie oft lässt du deinen Blick schweifen und erlaubst deinen Augen, verschiedene Strukturen, weit entfernte Gegenstände und diverse Farben wahrzunehmen?

Deine Augen brauchen genau diese Arbeit, um langfristig gesund zu sein und zu funktionieren. Ein Tag im Wald trainiert und regeneriert deine Augen zugleich. Vorausgesetzt, du lässt die Technik in der Tasche.

#6 Ein Waldspaziergang verbessert deinen Fokus

Frau sammelt Pilze im Wald
©Giacomo Augugliaro

Der urbane Alltag wird von prägnanten Reizen strukturiert. Entweder musst du dich auf etwas Bestimmtes konzentrieren, oder der Reiz kommt ungefragt durch grelle Farben, Lichter, Geräusche und Co.

Im Wald nehmen deine Sinne die komplexe Struktur der Natur wahr.  Laut der Attention Restauration Theory erholt sich dabei das Gehirn. Infolgedessen kannst du dich nachher besser konzentrieren.[5]

Eine kleine Gehirntraining-Session einlegen, kannst du auf deinem Waldspaziergang trotzdem. Gib deinem Gehirn die Aufgabe, in der komplexen Struktur etwas Bestimmtes zu finden. Zum Beispiel bestimmte Kräuter, die du später verarbeiten kannst.

Das trainiert nicht nur das Gehirn, sondern macht auch Spaß und stärkt deine Verbindung zu Natur. Und bestenfalls entdeckst du noch einen neuen Geschmack. Aber Vorsicht: Kräuter, Pilze, Beeren und Co bitte nur essen, wenn du dir zu 120 % sicher bist, sie richtig identifiziert zu haben.

Skandinavische Forscher haben untersucht, dass sogar Videoaufnahmen von Wäldern dazu führen, dass Studenten seltener prokrastinieren, sprich sich mit Hausarbeit von der Semesterarbeit ablenken. [6] Halten wir fest: Zeit im Wald ist gut für deine Gesundheit und kann dich produktiver machen.

Solltest du eine Rechtfertigung für einen Waldspaziergang brauchen, sieh ihn einfach als Investition in mehr Produktivität und eine bessere Work-Life-Balance.

#7 Ein Waldspaziergang senkt Stresshormone

Stresshormone sind gut, wenn du unter Hochdruck Leistung bringen musst. Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel wirkt sich aber negativ auf deine Gesundheit aus. Forscher fanden heraus, dass Waldspaziergänge Stresshormone reduzieren und gute Laune machen.[7]  Endorphine und das Glückshormon Serotonin werden ausgeschüttet. Einen Versuch ist es definitiv wert.

#8 Ein Waldspaziergang holt dich in den Moment

Protrait einer Frau im Wald mit Hut
©Carlo107

Während in der Stadt ein Reiz aggressiver ist, als der andere geht es im Wald harmonisch zu. Die Laute existieren nebeneinander, die Luft ist klar, vielleicht hast du sogar den Luxus, den Wald für dich alleine zu haben.

Nutze deinen Waldspaziergang, um dich auf das alles zu konzentrieren. Spüre den Boden unter den Füßen, die Luft auf der Haut und in den Lungen, betrachte deiner Umgebung und lausche den Tönen. Dich ganz auf den Moment zu konzentrieren zu können ist ein seltener Luxus. Und unglaublich entspannend.

#9 Ein Waldspaziergang lehrt dich, genau hinzusehen

Viele schöne Dinge sind nicht besonders groß oder auffällig. Der Specht, den du hörst, die Beeren die du sammelst, die kleinen Blumen am Wegesrand oder das Reh, das sich im Unterholz versteckst. Wenn du leise bist und aufmerksam hinsiehst, statt im Kopfkino zu verharren, hat der Wald so einiges zu bieten. Und du lernst, aufmerksam zu sein.

#10 Ein Waldspaziergang schafft Verbindung

Zur Natur und zu dir selbst. Ein Ausflug in die Natur ist nicht nur eine räumliche Abwechslung. Die Natur bietet dir wie kein anderer Ort die Möglichkeit zu entschleunigen und dich als Teil des großen Ganzen zu fühlen.

Nutze diese Zeit Möglichkeit, um ganz bei dir zu sein, zu spüren, wie es dir geht und was dir wichtig ist. Du musst nicht zwingend Lösungen für deine Probleme oder Antworten auf deine Fragen finden. Vielmehr geht es darum, deinen Waldspaziergang als Chance für einen emotionalen Check-in mit dir selber zu nutzen.

5 Tipps für deinen Waldspaziergang

Frau macht Yoga im Wald
©Westend61

Für einen Waldspaziergang bedarf es kaum Planung. Fast alle deutschen Wälder sind gut von Wander-, Mountainbike- und Reitwegen erschlossen und gut ausgeschildert. Bist du dir dennoch unsicher, lade dir eine Offline Karte deines Waldes zum Spazieren auf dein Smartphone. Mit unseren 5 Tipps wird dein Spaziergang noch schöner.

#1 Finde deinen Wald

Du hast keinen Wald zum Spazieren vor der Tür? In der weiteren Umgebung gibt es bestimmt einen. Such dir einen Wald in deiner Nähe aus und mache einen monatlichen Waldtag zu deinem persönlichen Highlight. Ob alleine, oder in einer kleinen Gruppe von Freunden: Ein Ausflug in die Natur ist immer ein Erlebnis.

Für regelmäßige Spaziergänge tut es bis dahin auch ein Park in deiner Nähe. Spätestens, wenn du genau hinsiehst, entdeckst du sicher in deinem täglichen Umfeld wenigstens kleine grüne Oasen und schöne Bäume. Die perfekte Gelegenheit, um dich in Wertschätzung dafür zu üben.

#2 Lass das Smartphone aus

Oder wenigstens im Flugmodus. Gib deinen Augen Pause vom Screen. Konzentriere dich auf das, weswegen du in den Wald gefahren bist: die Natur. Gönne dir den Luxus eines Momentes für dich. Ganz im Hier und Jetzt zu sein und den Moment zu genießen. Ohne es auf Social Media zu teilen, die Office Mails zu checken oder schon das nächste Social Event zu planen.

#3 Keep it simple

Für einen Waldspaziergang brauchst du nichts, außer wettertaugliche Kleidung und Wasser zum Trinken. Planst du eine längere Wanderung, sind Nüsse und Beeren der perfekte Proviant.Gesunde Snacks entdecken

Zieh dich im Zwiebellook an. Im Wald ist es im Sommer meist ein paar Grad kühler und im Winter meist ein paar Grad kälter. Jahreszeitunabhängig ist die Luftfeuchtigkeit etwas höher. Ein kleiner Rucksack transportiert Proviant, Getränke und Kleidung am rückenfreundlichsten.

Du willst länger draußen bleiben? Hier findest du unsere Tipps, Rezepte und Ideen für ein größeres richtiges Picknick im Grünen.

#4 Lass dich treiben.

Um die positiven Wirkungen der Waldluft auszukosten, brauchst du keine Mindestkilometerzahl, keinen GPS-Track, keine Schrittzahl, keine Aktivitätskalorien und keine Special-Anti-Stress-Methoden. Im Gegenteil. Geh einfach in den Wald und mache, wonach dir ist. Rumsitzen und Bäume gucken ist genauso super, wie ein 22 km Marsch. Enjoy!

#5 Leave only footprints

Frau steht mit Rucksack und Hut an einem See im Wald
©Westend61

Das Wichtigste zum Schluss. Trage deinen Teil dazu bei, dass auch der Wald gesund bleibt. Wälder sind komplexe Ökosystem, die wir genießen dürfen und schützen sollten. Heißt: Halte dich an die Regeln des jeweiligen Waldes. Manchmal ist das Verlassen der Wege verboten. Hunde gehören – außer in speziellen Auslaufgebieten – an die Leine. Feuer und ist tabu. Rauchen bei Trockenheit auch. Und so weiter.

Eigne dir eine kleine Waldknigge an und zolle dem Wald und seinen Bewohnern Respekt. Zigarettenkippen und jeglicher Müll – auch Biomüll – gehören in deinen Rucksack und in der Stadt fachgerecht entsorgt. Nimm dir eine kleine Tüte mit, in der du jeden (!) Müll wieder mit aus dem Wald herausnehmen kannst.

Fazit

  • Viele Studien belegen, dass die Begriffe Wald und Gesundheit zusammengehören.
  • Ein Waldspaziergang reduziert körperliche Stresssymptome.
  • Regelmäßige Auszeiten im Wald können das Immunsystem dauerhaft stärken.
  • Waldspaziergänge unterstützen deine mentale und körperliche Gesundheit.
  • Wald atmen ist gesund für deine Atemwege und bringt deinen Stoffwechsel in Schwung.

Artikel-Quellen

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  • [1] Arvay Clemens: Die Waldmedizin. In: Psychologie Heute Online: https://www.psychologie-heute.de/gesundheit/39317-die-waldmedizin.html (Stand 25.08.2020)
  • [2] https://www.sdw.de/waldwissen/oekosystem-wald/waldleistungen/index.html (Stand 25.08.2020)
  • [3] Ideno Y, Hayashi K, Abe Y, et al. Blood pressure-lowering effect of Shinrin-yoku (Forest bathing): a systematic review and meta-analysis. BMC Complement Altern Med. 2017;17(1):409. Published 2017 Aug 16. doi:10.1186/s12906-017-1912-z
  • [4] Li Q, Morimoto K, Kobayashi M, et al. A forest bathing trip increases human natural killer activity and expression of anti-cancer proteins in female subjects. J Biol Regul Homeost Agents. 2008;22(1):45-55.
  • [5] Kaplan, Stephen: The restorative benefits of nature: Toward an integrative framework. In: Journal of Environmental Psychology Volume 15, Issue 3, September 1995, Pages 169-182.
  • [6] Bielinis, E.; Simkin, J.; Puttonen, P.; Tyrväinen, L. Effect of Viewing Video Representation of the Urban Environment and Forest Environment on Mood and Level of Procrastination. Int. J. Environ. Res. Public Health 2020, 17, 5109.
  • [7] Morita E, Fukuda S, Nagano J, et al. Psychological effects of forest environments on healthy adults: Shinrin-yoku (forest-air bathing, walking) as a possible method of stress reduction. Public Health. 2007;121(1):54-63. doi:10.1016/j.puhe.2006.05.024