So bereitet sich Thomas Röhler, Europameister im Speerwerfen, auf die EM 2022 vor

Sein Motto nach der Verletzung: “Wir gewinnen auch nur, weil wir die Risiken eingehen”.
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Thomas Röhler beim Speerwerfen © foodspring

Thomas Röhler hat Leichtatletik schon als Kind geliebt. Seine Sportkarriere begann in der 5. Klasse am Sportgymnasium in Jena. Bis er 17 war, hat er sich auf das Hoch- und Dreispringen konzentriert und 2009 seine Leidenschaft für Speerwurf entdeckt. Im Jahr darauf wurde er in das Nationalteam aufgenommen und hat seitdem zahlreiche Auszeichnungen gewonnen. Dazu gehören die Goldmedaillen bei den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro und bei den Europameisterschaften 2018 in Berlin.

Eine seiner größten Errungenschaften ist die Überwindung seiner Verletzung. Der amtierende Europameister hat sich vor 1,5 Jahren eine Rückenverletzung zugezogen und musste deswegen die Teilnahme an den Sommerspielen in Tokio 2021 absagen. Seine Genesung stand erstmal im Fokus. Doch jetzt ist er wieder fit und wird in den kommenden Tagen bei den Europameisterschaften in München seinen Titel verteidigen. Wie er damals mit dem Rückschlag umgegangen ist und warum er die Herausforderung liebt, verrät uns Thomas in einem Gespräch.

Als ambitionierter Profi-Athlet kommt man im Laufe seiner Karriere um Verletzungen nicht herum. Du hast mit deiner Rückenverletzung zu kämpfen gehabt. Wie ist es dazu gekommen?

Das ist im Trainingsalltag passiert und hat sich einfach über die Jahre entwickelt. 15 Jahre Leistungssport in einer sehr riskanten Disziplin wie Speerwerfen – da dürfen auch Dinge passieren.

Wie bist du damals mit diesem Rückschlag umgegangen?

Das war definitiv eine Herausforderung. Wenn du dich als Medaillensieger auf die nächsten Spiele vorbereitest, zerplatzt natürlich im ersten Moment ein Traum. Andererseits muss man sich im Leistungssport immer bewusst sein, dass wir auf Messers Schneide unterwegs sind. Wir gewinnen auch nur, weil wir diese Risiken eingehen, und dann gehört es auch einfach zum Prozess dazu.

Auch als Hobbysportler*in kann man sich mal verletzen. Man muss sein Training anpassen und sich ganz neue Ziele setzen. Wie hast du es geschafft, motiviert zu bleiben?

Ich bin ein sehr proaktiver Mensch. Ich mag es gar nicht, still zu sitzen und nichts tun zu können. Ich glaube, viele kennen das. Du gehst zum Arzt, du bekommst die Diagnose und sollst erstmal pausieren. Aber ich finde, gerade für die sportlich Ambitionierten ist das der falsche Weg. Du musst Wege finden, aktiv zu bleiben. Das ist auch mental ganz wichtig. Je nach Verletzung bist du nie komplett außer Gefecht gesetzt. Du wirst Bereiche finden, in denen du trotzdem deine gewohnten 100 % geben kannst. Solange du den Schmerz selber unter Kontrolle hast. Unser Körper sagt uns am Ende des Tages schon, was für ihn richtig ist. Aber wir müssen ihm diese Chance auch bieten.

Würdest du sagen, dass der Sport für dich seit der Verletzung einen anderen Stellenwert hat? 

Du wertschätzt die Erfolgsmomente ein Stück mehr. Zum Beispiel, wenn du eine Erfolgsserie hast. Du gewinnst Wettkämpfe, erreichst deine Ziele und bist in einem positiven Flow. Du nimmst es anders wahr, als früher.

Welche Rolle spielt deiner Erfahrung nach die Psyche bei der Genesung?

Die ist super wichtig. Unser Körper ist eine Einheit. Der Geist bringt alles in Bewegung und das ist auch bei der Heilung ganz wichtig. Du musst an den Heilungsprozess glauben, aber du darfst auch nicht stillstehen. Du solltest auch selbst die Verantwortung übernehmen, Dinge hinterfragen, noch mal recherchieren und selbst überlegen. Das spielt, neben der professionellen Unterstützung, die wir als Top-Athleten bekommen, eine große Rolle. Du solltest in der Lage sein, dir selbst zu helfen und mit der Verletzung umzugehen.

Aber ich fühle mich gut! Es ist so weit. Und jetzt stehen schon sehr bald die Spiele in München an!

Thomas Röhler am Sportplatz
© foodspring

Ja, richtig! Du willst deinen Titel verteidigen und nimmst an Europameisterschaften in München teil. Wie bereitest du dich darauf vor? 

Ich freue mich riesig drauf! Gerade als amtierender Europameister von 2018 ist die EM etwas ganz Besonderes für mich. Ich komme aus der Verletzungspause, die wirklich super langwierig war. Ich sehe immer noch die lange Frist in Richtung Sommerspiele in Paris 2024. Jetzt sind wir unmittelbar davor. Wir haben sehr viele Wurf-Einheiten gemacht. Denn es gilt: nachholen! Gerade in der technischen Disziplin wie Speerwurf musst du einfach technische Abläufe immer wieder üben. Ich konnte durch die Verletzung nicht werfen. Das heißt, mir haben viele Trainingsstunden gefehlt. Die haben wir aufgeholt. Wir sind immer noch dabei, sie aufzuholen. Jetzt heißt es einfach Daumen drücken und auch das Event an sich genießen! Aus meiner Position als Medaillensieger kann ich das wirklich wertschätzen, einfach wieder dabei sein zu können.

Setzen dich die Vorbereitungen auf die EM unter Druck oder motivieren sie dich eher?

Beides. Es gibt den gesunden Druck. Wir alle kennen dieses Wirbeln im Bauch, was sich irgendwie positiv auf uns auswirkt. Wenn das zu viel wird, ist es natürlich auch nicht gut. Aber als Top-Athlet lernst du damit umzugehen. Man muss einfach Wege finden, zu sich selbst zurückzukommen. Es ist mir ganz wichtig, mich einfach auf meinen eigenen Trainingsalltag zu besinnen. Am Ende des Tages stehe ich ganz allein unten auf der Bahn und muss die Performance abliefern. Ich versuche auch mental ganz stark bei mir zu bleiben und mich eher auf die Herausforderung zu freuen!

Wie du sicher weißt, ist foodspring ein Unternehmen für Sport- und Nahrungsergänzungsmittel. Wie sieht deine Ernährung kurz vor der Europameisterschaft aus? Und was isst du am Morgen des Wettkampfs?

Am Morgen vor dem Wettkampf esse ich eine leichte und kohlenhydratreiche Mahlzeit. Gerne ein Porridge. Oft greife ich auch zu veganen Produkten. Ich lebe nicht komplett vegan, aber meine Ernährung ist schon recht pflanzen basiert, weil wir einfach festgestellt haben, dass die Performance und die Regenerationsfähigkeit bei mir dadurch ein Tick besser sind.

Am Tag des Wettkampfs dauert unser Wettbewerb eine Stunde. Wir müssen sechsmal im besten Falle kurz abrufbereit sein. Das heißt, der Fokus muss sehr hoch sein. Wenn wir jetzt noch die Erwärmung hinzuzählen plus Wartezeiten, dann dauert es im Wettbewerb gerne drei Stunden. Während dieser Zeit müssen wir ein Höchstmaß an Konzentration mitbringen. Das heißt, es ist wichtig, dass in meinem Getränk auch Kohlenhydrate und Mineralien enthalten sind. Am liebsten mixe ich Endurance Drink und Energy Aminos miteinander und trinke sie zusammen in einem Shake. Mein Lieblingsgeschmacksrichtung ist Maracuja.

Was sind deine Pläne nach der EM in München?

Erstmal wird es eine Woche Pause geben, um den Kopf freizubekommen. Denn wir haben wirklich viele Wochen durchtrainiert. Anschließend wollen wir jede freie Minute dafür nutzen, um in Richtung Sommerspiele 2024 weiter aufzuholen. Weiter daran zu arbeiten, um 2024 noch mal hoffentlich auf dem Treppchen stehen zu können! Das wird eine große Herausforderung. Das bedarf vielen, vielen Trainingsstunden und wird intensiv. Bis Ende Oktober und in den November hinein wird das Training technisch geprägt sein. Dann kommt eine Trainingsphase, auf die ich mich auch riesig freue. Hier trainieren wir fast wie CrossFit Athleten, wo es einfach körperlich physisch sehr hapert, um sich wieder die neue Wurf-Saison vorzubereiten.

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