Wie Aerial Yoga das innere Kind in mir geweckt hat

Wer gerne schaukelt, ist hier genau richtig.
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Eine Gruppe von Menschen praktizieren Aerial Yoga ©LanaStock

Ich habe das kleine Yogastudio mitten in Berlin Kreuzberg zum ersten Mal besucht. Statt auf aufgereihte Yogamatten starrte ich auf einen Raum voller Tücher, die von der Decke hingen. Und schon ging es mit meiner ersten Aerial Yoga Stunde los. “Einfach machen!” dachte ich mir, als ich das Tuch um meine Hüfte legte, wie es uns die Yogalehrerin demonstriert hat. Mental bereitete ich mich darauf vor, gleich mit dem Kopf nach unten über dem Boden zu schweben. Der Teil mit dem Schweben hat mich persönlich schon im Vorfeld am meisten beunruhigt. Doch als angehende Yogalehrerin, die Lust auf Neues hatte, habe ich mich trotzdem getraut, den akrobatischen Yoga-Stil auszuprobieren. Und es hat sich trotz meiner Unsicherheit oder gerade deswegen auf jeden Fall gelohnt.

Mehr dazu: Ich verrate dir 7 Dinge, die ich vor meiner Yoga-Ausbildung nicht wusste und wie sie meine eigene Praxis und den Alltag bereichert haben.

Was ist eigentlich Aerial Yoga?

Aerial Yoga kommt ursprünglich aus den USA und liegt auch hierzulande im Trend. Der Yoga-Stil ist eine Mischung aus Akrobatik und traditionellem Yoga und ist auch als Air Yoga und Anti-Gravity Yoga bekannt. Denn genau darum geht es hier. Du hängst in der Luft und fühlst dich frei und schwerelos. Um zu schweben, nutzt du ein Tuch, das an einer Halterung an der Decke befestigt ist. Du kannst dich damit stützen, dehnen oder dich darin einwickeln. Auf diese Weise werden verschiedene Asanas praktiziert, wobei die sogenannten Umkehrhaltungen im Vordergrund stehen. Das sind Positionen, in denen du eine umgekehrte Haltung einnimmst und deine Blickrichtung änderst, wie zum Beispiel im herabschauenden Hund. Laut der Yoga-Philosophie dienen Umkehrhaltungen unter anderem dazu, eine neue Perspektive und mehr Klarheit zu gewinnen. Zusätzlich soll das Hängen die Wirbelsäule und die Gelenke entlasten und dabei helfen, einfach mal loszulassen. Klingt toll, dachte ich mir. Das muss ich probieren!

Wie lief meine erste Stunde ab?

Mich haben vor allem die akrobatischen Elemente fasziniert. Zugegeben, während meiner ersten Praxis sah ich alles andere als grazil aus, aber Spaß hat es trotzdem gemacht. Am Anfang habe ich etwas Zeit gebraucht, bis ich dem Tuch vertrauen konnte. Die Yogalehrerin hat uns als Erstes in das Tuch hineinsetzen lassen. So konnte ich fühlen und mich versichern, dass es mich tatsächlich tragen kann. Anschließend sollten wir das Tuch entfalten und uns komplett reinlegen, als wären wir in einem Kokon. Das war toll. Ich habe mich geborgen und sehr entspannt gefühlt. Jetzt konnte mich nichts mehr aufhalten.

Die ersten Asanas gingen ohne Probleme, doch dann kam der “umgekehrte Schmetterling”. Das ist eine Asana bzw. Pose, die im Aerial Yoga gerne praktiziert wird. Um in die Pose zu gelangen, beugst und öffnest du deine Knie nach außen wie ein Schmetterling. Aber das ist noch nicht alles. Du lehnst dich mit dem gesamten Gewicht vor und lässt dich nach vorne fallen, damit du in die umgekehrte Haltung kommen kannst. In der Endposition schwebst du kopfüber in der Luft. Für mich war das eine echte Mutprobe. Ich hing bereits in der Luft mit gebeugten Beinen. Es war wackelig. Und jetzt sollte ich mich auch noch nach vorne fallen lassen? Nein, danke.

Wie ich zurück zu meinem inneren Kind fand

Ich baumelte in meinem Schmetterling (der war noch nicht umgekehrt) und schaute mich im Raum um. Alle Teilnehmerinnen hingen bereits kopfüber, außer mir. Und dann dachte ich mir, dass ich körperlich sehr wohl dazu in der Lage bin, mich nach vorne fallenzulassen. Alles, was mich daran hindert, sind meine Gedanken. Meine Angst loszulassen. Aber genau darum geht es hier doch.

In diesem Augenblick musste ich an Kinder denken. Sie machen sich keine Sorgen. Sie machen und probieren Dinge einfach aus, weil sie neugierig sind. Auch ich war neugierig. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, kopfüber zu hängen. Und genauso bin ich an die Sache rangegangen. Kein langes Kopfzerbrechen. Einfach machen, um zu wissen, wie es ist. Eine neue Erfahrung sammeln. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und ließ mich in den “umgekehrten Schmetterling” fallen. Und schon hing ich kopfüber. Zwar als Letzte in der Klasse, aber der Weg ist hier das Ziel.

Mein Fazit

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich noch einmal zum Aerial Yoga gehen werde. Ich glaube, dass ich eher einen Vinyasa Flow bevorzuge. Denn ich mag es, meine Atmung mit der Bewegung zu synchronisieren und in einem fast meditativen Zustand zu sein. Das hat mir beim Aerial Yoga gefehlt. ABER ich bin trotzdem sehr froh und dankbar, diese Erfahrung gemacht zu haben. Denn es hat mich daran erinnert, dass ich mir oft zu viele Gedanken im Vorfeld mache und dass es sich lohnt, Neues auszuprobieren und Dinge auf sich zukommen zu lassen. Immer neugierig bleiben. Diese Haltung versuche ich seitdem beizubehalten.

Auch als angehende Yogalehrerin möchte ich an meine zukünftigen Schüler*innen diese Einstellung vermitteln. Egal ob Aerial Yoga oder ein anderer Yoga-Stil, es gibt immer Yoga-Posen, die auf den ersten Blick sehr anspruchsvoll und unmöglich erscheinen. Es kann sich um eine Umkehrhaltung handeln, es kann aber auch eine Asana sein, die viel Balance oder eine weite Brustöffnung erfordert. Was uns als schwer erscheint, ist sehr individuell. Nimm deine Emotionen wahr, aber lass dich davon nicht überwältigen. Emotionen kommen und gehen. Erforsche deine eigenen Grenzen und sei neugierig. Ohne Erwartungen zu haben oder dich unter Druck zu setzen, eine Asana perfekt hinzukriegen. Es ist der Versuch, der zählt!

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